Telephone
3 November 2021

Musik für mehr Lebensqualität bei Demenz

Musik für mehr Lebensqualität bei Demenz

(Christine Dahm-Mathonet, Direktionsbeauftragte)

Kürzlich organisierte das Info-Zenter Demenz eine Konferenz zum Thema „Musik für mehr Lebensqualität bei Menschen mit Demenz“. Musik gilt gemeinhin als der Königsweg, um Menschen mit Demenz zu erreichen. Sie weckt Erinnerungen und ermöglicht das Ausdrücken von Gefühlen, welche wiederum weitere Erinnerungen wecken. Selbst dann wenn Sprache nur noch kaum oder gar nicht mehr möglich ist, kann man dank der Musik einem Menschen mit Demenz begegnen. Oft finden Menschen mit Demenz wieder Zugang nicht nur zu den Melodien, sondern auch zu den Texten.

Musik stellt für viele Menschen mit Demenz eine Brücke in die eigene Vergangenheit dar. Durch die emotionalen Erinnerungen, welche durch die Musik ausgelöst werden, erkennen Betroffene plötzlich: „Das Lied/diese Melodie kenne ich, ich habe dazu einen Bezug“. Sie können dabei regelrecht „erwachen“, sich aufrichten, zu sich finden. Musik stärkt also ihre Identität und ist ein Anker der Selbsterhaltung – gegen das Vergessen, das Gleiten von der Gegenwart in die Vergangenheit. Nur Musik wirkt auf diese Weise.

Was geschieht bei einer Demenz?

Bei einer Demenzerkrankung kommt es zu einer zunehmenden Gedächtnisstörung. Neue Informationen können nicht mehr gut „abgespeichert“ werden. Auch frühere Erinnerungen verschwinden langsam mit fortschreitender Erkrankung. Das Vergessen beginnt mit kürzlich zurückliegenden Ereignissen – z.B. was gestern passiert ist – und geht, nach und nach, bis hin zu Erinnerungen aus früheren Jahren. Die ganz alten Erinnerungen, wie Erlebnisse aus der Jugend und dem jungen Erwachsenenalter verschwinden demnach als letzte.

Forscher haben jedoch herausgefunden, dass die Erinnerung an Musik diesem Vergessen weniger ausgesetzt ist. Demenz scheint tatsächlich das Langzeitgedächtnis für Musik zu verschonen.

Warum ist Musik so wichtig?

Das ganze Leben ist voller Musik. Es gibt für jede Art von Lebenserfahrung, für alle Stimmungen, für jedes Gefühl ein Lied: Liebeslieder, Wanderlieder, Volkslieder, Geburtstagslieder, Klassik, Pop, Chill-out-Musik, … – mal lustig, lebhaft und schwungvoll, mal traurig oder besinnlich. Dabei kann Musik vielfache Emotionen auslösen: sie kann aktivierend und stimulierend oder beruhigend und entspannend wirken.

Teilhaben an der Musik

Gemeinsam musizieren bereitet vielen Menschen mit Demenz Freude. Es belebt sie, fördert ihre Teilhabe und den Austausch mit anderen. Singen und musizieren geht oft noch und steigert somit ihr Selbstwertgefühl. Musik hat also auch eine therapeutische Funktion.

Denn Musik kann einerseits beleben, anregen, aber auch beruhigen und entspannen. Nachgewiesene Effekte der Musiktherapie bei Menschen mit Demenz sind eine signifikante Reduzierung von Agitiertheit, von Angst und von Depressivität und Depression. Musik trägt so zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden bei.

Musiktherapie für Menschen mit Demenz

Bei der Musiktherapie konzentrieren sich die Begleiter auf die positiven Wirkungen von Musik und darauf, wie sie auf den jeweiligen Betroffenen wirkt. Denn Musik kann beleben, anregen, aber auch beruhigen und entspannen. Wird die Musik jedoch ohne Kenntniss der Biographie und des Musikgeschmacks des Betroffenen gewählt, kann Musik aber auch verärgern und sogar wütend oder traurig machen. Daher ist es wichtig, den kulturellen und sozialen Hintergrund des Betroffenen zu kennen: seine Lebensgeschichte, seine Vorlieben, seine (musikalische) Erfahrung (z.B. in einem Musikverein, einem Chor).

Diese musikalische Biographiearbeit ist die Form der Musiktherapie, welche bei Menschen mit Demenz die meisten Effekte erzielt. Dabei geht es darum, ähnlich wie bei der 10-Minuten-Aktivierung, Gefühle zu wecken, welche wiederum ein Gespräch anregen.

Eine andere Form der Musiktherapie ist die Atmosphärearbeit, bei der anhand von Hintergrundmusik  eine Atmosphäre positiver Stimmungen kreiert wird. Selbst das „passive“ Zuhören, das Schwelgen in dieser Atmosphäre hat einen wohltuenden Effekt auf Menschen mit Demenz.

Eine weitere Form der Musiktherapie bei Menschen mit Demenz ist die Kompetenzarbeit, wo Menschen mit Demenz zu kurzen Improvisationen angeregt werden, oder aber einfache Rhytmen oder Melodien lernen.

Nachgewiesene Effekte der Musiktherapie bei Menschen mit Demenz sind eine signifikante Reduzierung von Agitiertheit, von Angst und von Depressivität und Depression. Musik trägt so zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden bei.

Unvergesslich und kraftvoll

Musik scheint also für Menschen mit Demenz irgendwie unvergesslich zu sein. Die Kraft von Musik ist groß, egal ob die Menschen ihr zuhören oder selber musizieren. Gemeinsames Erleben von Musik hat viele positive Effekte – nicht nur für Menschen mit Demenz.

 

Ein Kurzvideo mit Ausschnitten und Eindrücken der Konferenz ist auf dem Youtube Kanal des Info-Zenter Demenz verfügbar:

Teilen :

Sie haben weitere Fragen?

Wenn Sie weitere Fragen zu Demenz, Gedächtnisproblemen oder anderen verwandten Themen haben. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.

Téléphone

Telefon

+352 26 47 00

Formulaire

Über das Formular

Kontaktiere uns!

Skip to content