Weihnachten mit Demenz
8 Tipps zur Unterstützung von Menschen mit Demenz zu Weihnachten
Es kann sein, dass Menschen mit Demenz und deren Angehörige sich in der Weihnachtszeit überfordert fühlen, weil es oft hektischer Hin und Her geht. Wenn Sie einige Dinge beachten, kann Weihnachten für alle zu einem gelingenden Fest werden.
1. Dekoration schrittweise anbringen
Führen Sie die weihnachtliche Stimmung langsam ein. Bringen Sie die Weihnachtsdekoration nach und nach über ein paar Tage oder Wochen hinweg an, damit die gewohnte Umgebung des Betroffenen nicht zu schnell verändert wird. Achten Sie auch darauf, dass manche blinkende oder gar geräuschvolle Dekoration vielleicht «zu viel» und irritierend sein könnte.
2. Halten Sie es einfach und vertraut
Es kann sein, dass Menschen mit Demenz sich in der Weihnachtszeit überfordert fühlen. Halten Sie die Aktivitäten des Tages einfach, dann kann sich Ihr Angehöriger besser entspannen. Vertraute Routinen, wie Mahlzeiten zu regelmäßigen Zeiten sowie in vertrauter Umgebung einzunehmen, helfen, mögliche Verwirrung zu vermeiden.
Wenn Ihr Angehöriger gerne die weihnachtliche Stimmung und besinnlichen Angebote der Kirche nutzt, dies aber schwierig umzusetzen ist, können Online- oder Fernsehgottesdienste gute Alternativen darstellen.
3. Beteiligen Sie alle
Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen mit Demenz in der Weihnachtszeit mit einzubeziehen – vom Aufhängen einer Weihnachtskugel am Baum bis hin zu einem kleinen Weihnachtseinkauf ist vieles möglich. Menschen mit Demenz können ihre Angehörigen sehr wohl beim Einkauf begleiten, wenn diese kleinere Läden aussuchen und besucherstarke Stosszeiten vermeiden.
Das Abspielen von Weihnachtsmusik, das Singen von Lieblingsliedern aber auch das gemeinsame (Unter-)Schreiben von Weihnachtskarten kann eine einfache Möglichkeit sein, die Person in die Festlichkeiten einzubeziehen.
4. Schaffen Sie einen ruhigen Bereich
Eine große Anzahl von Gästen können Menschen mit Demenz überfordern. Bitten Sie daher Familie und Freunde, ihre Besuche über die Festtage zu verteilen.
Wenn es doch einmal zu viel wird, sollten Sie einen Raum oder einen Bereich in der Wohnung als « Ruhezone » einrichten, in der sich Ihr Angehöriger ohne Lärm entspannen kann. Für manche Menschen kann das Hören von Musik über Kopfhörer eine gute Möglichkeit sein, den Lärm und den Trubel auszublenden.
Es kann ebenfalls klug sein, im Voraus festzulegen, wer die von Demenz betroffene Person zurück nach Hause bzw. in ihr Pflegeheim begleitet, wenn diese es wünscht.
5. Wecken Sie alte Erinnerungen
Egal, ob es sich um ein altes Lied handelt, das die Person gerne gehört hat, oder um einen klassischen Weihnachtsfilm – finden Sie etwas, an dem Sie sich beteiligen können, um die Person mit Demenz in der weihnachtlichen Stimmung gut zu begleiten. Das Anfertigen eines Familienalbums oder einer Erinnerungsbox könnte eine schöne Möglichkeit sein, Zeit miteinander zu verbringen.
6. Achten Sie auf das Essen
Ein voller Teller kann für jemanden, der Schwierigkeiten beim Essen hat, überfordernd sein. Wenn Sie servieren, versuchen Sie, den Teller Ihres Angehörigen nicht zu voll zu machen. Erschrecken Sie nicht, wenn die demenzbetroffene Person mit den Händen isst, weil die Koordination von Messer und Gabel schwierig ist. Bestenfalls bieten Sie einen Löffel an.
Alkoholische Getränke gehören oft zum Feste feiern dazu und ein Gläschen Sekt oder Wein dürfte auch erlaubt sein, soweit Alkohol mit der Medikamenteneinnahme vereinbar ist.
7. Flexibel sein
Es ist leicht, sich in Weihnachtstraditionen zu verlieren und an gewohnten Abläufen festzuhalten. Aber mit fortschreitender Demenz könnte die Weihnachtszeit für die ganze Familie anders aussehen. Es lohnt sich immer, einen «Plan B» zu haben und bereit zu sein, seine Pläne zu ändern.
8. Planen Sie voraus
Wenn die demenzkranke Person in einem Pflegeheim lebt, kann es hilfreich sein, das Heim im Voraus nach den Plänen für die Weihnachtstage zu fragen – insbesondere, wenn es dort Einschränkungen bezüglich des Coronavirus gibt.
Und zum Schluss:
Familienfeste bieten Raum für alle möglichen Gefühle – Menschen mit Demenz leiden häufig unter Stimmungsschwankungen, die zu Vorwürfen einladen. Unangemessenes Verhalten kann Teil der Krankheitssymptomatik sein und/oder Zeichen von Überforderung. Nehmen Sie Kommentare oder Anschuldigen nicht persönlich und ziehen Sie sich gemeinsam mit der erkrankten Person an einen ruhigen, geschützten Ort zurück. Es geht darum, allen Angehörigen und Gästen soweit wie möglich eine gute Zeit zu ermöglichen.
Für weitere Informationen :
Christine Dahm-Mathonet, Direktionsbeauftragte
E-Mail: christine.mathonet@demenz.lu
Tel: 26 47 00
Weiterführende Informationen:
Demenz in Luxemburg – einige Zahlen
Es wird geschätzt, dass 2018 mehr als 7.500 Personen in Luxemburg (= 1,25% der Bevölkerung) an Demenz erkrankt waren. Es wird geschätzt, dass diese Zahl innerhalb der nächsten Jahre steigen wird: auf 1,35% in 2025 und 2,44% in 2050 (was dann mehr als 19.000 Personen ausmachen würde)
Cf. Alzheimer Europe Yearbook 2019
Es wird weiterhin geschätzt, dass ungefähr 3/4 dieser Personen (mehr als 5.600 Personen in 2018) zu Hause leben und von ihren Angehörigen gepflegt werden, die ihrerseits oft Hilfsdienste und/oder ambulante Pflegedienste in Anspruch nehmen.
Im Jahr 2019 waren 20.6% der insgesamt 14.832 Begünstigten der luxemburger Pflegeversicherung Menschen mit Demenz (= 3.055 Personen). Damit ist Demenz, nach Gelenkerkrankungen, der zweitgrösste Pflegebedarf der luxemburger Pflegeversicherung.
Cf. Jahresbericht 2020 der Sozialversicherung
Das Info-Zenter Demenz
Das Info-Zenter Demenz ist die nationale Beratungs- und Informationsstelle für alle Fragen rund um das Thema Demenz. Das Team des Info-Zenter Demenz ist per E-Mail (info@demenz.lu) und per Telefon (26 47 00) von montags bis samstags erreichbar. Beratungen können in den Räumlichkeiten in der 14a rue des Bains oder in den monatlichen Sprechstunden in Esch/Alzette und Differdange stattfinden (bitte vorher einen Termin vereinbaren). Beratungen und alle Unterlagen sind kostenlos.
Das Info-Zenter Demenz verfügt auch über eine Biblio- und Ludothek mit Büchern, Filmen und Spielen, die Interessierte kostenlos ausleihen können.