Lachen hilft zu leben
Humor und Demenz : wie gute Laune ein besseres Leben mit Alzheimer ermöglicht
Von Christine Dahm-Mathonet, Direktionsbeauftragte vom Info-Zenter Demenz
Am 27. September organisierte das Info-Zentrum Demenz einen Vortrag zum Thema „Lachen, Humor und Demenz“ mit Colette Roumanoff, gefolgt von einer Podiumsdiskussion.
Zunächst einmal: Der Versuch, Humor und neurokognitive Erkrankungen miteinander zu verbinden, mag überraschen und paradox erscheinen: Krankheit, Gedächtnis-, Orientierungsverlust und Beeinträchtigung der intellektuellen Fähigkeiten auf der einen Seite; Lachen, Spaß und Lebensfreude auf der anderen. Doch selbst wenn eine Demenzerkrankung die kognitiven Funktionen beeinträchtigt, sollte man nicht glauben, dass sie den Betroffenen ihre Gefühle nimmt. Traurigkeit, Angst, Wut, aber auch Freude und Spaß gehören bis in ein sehr fortgeschrittenes Stadium der Krankheit zum ihrem Alltag.
Dass Lachen und Humor gut für Körper und Seele sind, ist weithin anerkannt. Humor ist aber auch ein starkes Kommunikationsmittel, das weit über Worte und Sprache hinausgeht. Und dies gilt umso mehr für Menschen mit Demenz: durch Scherze können Beziehungen geknüpft und gestärkt werden, zwischen ihnen und ihren Angehörigen und/oder Betreuern.
Übrigens führt Demenz nicht dazu, dass die Betroffenen ihren Humor verlieren. Im Gegenteil, Humor bleibt eine Hauptressource für Menschen mit Demenz, die sehr empfänglich dafür sind. Auch wenn es manchmal erstaunlich sein kann, wie Betroffene ihren Humor ausdrücken und worüber sie lachen können.
Während ihres Vortrags betonte Colette Roumanoff, dass sich der Blick – und die Einstellung – gegenüber Menschen mit Demenz ändern müsse und man sie nicht mit ihren Defiziten konfrontieren solle. Diskutieren und argumentieren bringe ohnehin nichts. Und Vorwürfe zu machen, erhöht nur die Frustration auf beiden Seiten. Mit guter Laune hingegen wird das Leben leichter und Schwierigkeiten erscheinen besser überwindbar. Colette Roumanoff gab konkrete Beispiele aus ihrer zehnjährigen Betreuung ihres Mannes Daniel, der an Alzheimer erkrankt war. So stellte sie fest, dass er sie eines Morgens nicht mehr erkannte, nachdem es am Vorabend einen Streit zwischen ihnen gegeben hatte, bei dem sich ihr Mann von ihr angegriffen gefühlt haben muss. Und übrigens: Wenn der Kranke seine Familie nicht mehr erkennt, könnte es dann nicht daran liegen, dass die Familie den Kranken nicht mehr erkennt?
Während der Podiumsdiskussion sprach Mathilde Guénard (alias „Nitouche“) von Île aux Clowns über ihre Arbeit als Krankenhausclown. Mit ihrem unkonventionellen und unvoreingenommenen Blick, tritt sie als Krankenhausclown mit einem Demenzkranken in Beziehung – und zwar auf Augenhöhe und ohne Vorurteile. Sie berichtete von dem Beispiel einer Dame, die wenige Tage zuvor ihren Mann verloren hatte, und dass das gemeinsame Suchen nach ihm im Raum eine positive Reaktion bei ihr hervorrief. Humor kann dann wie ein Balsam wirken, der Leiden lindert.
Nadine Reitz, Leiterin der Betreuung und Animation im Pflegeheim HPPA Clervaux, erklärte, wie Fröhlichkeit in der Pflege eine Vertrauensbeziehung schaffen kann und es ermöglicht, die Aktivitäten des täglichen Lebens (wie die Toilette, Mahlzeiten, Medikamenteneinnahme, …) zu erleichtern. Die individuelle Biografie eines jeden Bewohners zu kennen ist entscheidend, um die von den Bewohnern erzählten persönlichen Geschichten zu verstehen und darauf zu reagieren. Gleichzeitig hilft Humor dabei, angespannte Situationen zu entdramatisieren. Hier ist es wichtig, mit – und nicht über – die Betroffenen zu lachen.
Und das war wohl eine der Kernbotschaften des Abends: dass Humor und gute Laune helfen zu dedramatisieren – sowohl aus der Sicht der Angehörigen als auch aus der Sicht der Pflegenden. Denn Lachen hilft zu leben.
Die Präsentation von Colette Roumanoff und ein Auszug aus den Kernaussagen des Abends finden Sie auf YouTube.
Das Info-Zenter Demenz ist der Informations- und Orientierungsdienst für alle Fragen im Zusammenhang mit neurokognitiven Erkrankungen. Das Team des Info-Zenter Demenz kann unter 26 47 00 oder per E-Mail über info@demenz.lu kontaktiert werden. Die Beratungen können auf Französisch, Luxemburgisch, Deutsch, Portugiesisch oder Englisch stattfinden. Alle unsere Dienstleistungen sind kostenlos.
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